Einleitung PFAS-verseuchter Abwässer in den Neckar – BUND empört über Handlungsverweigerung der Behörde – Umweltverband ist bereit, rechtliche Mittel einzulegen
2025-09-03 HaiPress
BUND fordert einen sofortigen Stopp der Einleitung von TFA in den Neckar
Regierungspräsidiums darf nicht länger untätig zusehen
TFA gefährdet Fortpflanzung von Menschen und Tieren
Der BUND Baden-Württemberg will die weitere Einleitung der Ewigkeitschemikalie TFA durch die Firma Solvay in den Neckar bei Bad Wimpfen nicht mehr hinnehmen. Wenn das Regierungspräsidium die entsprechende Erlaubnis nicht zurückzieht,wird der Umweltverband alle ihm zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel einsetzen.
„Die Verzögerungstaktik des Regierungspräsidiums Stuttgart,das die Verseuchung des Neckars bei Bad Wimpfen mit der Ewigkeitschemikalie TFA durch die Firma Solvay genehmigt hat,können wir nicht mehr hinnehmen“,erklärt Sylvia Pilarsky-Grosch,Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg. „Aufgrund der neuen Risikobewertung des Umweltbundesamtes,die das eingeleitete TFA als fortpflanzungsgefährdend einstuft,muss die Behörde dringend handeln und ihre Erlaubnis widerrufen. Um das durchzusetzen,werden wir alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel einsetzen.”
Die Einleitungen gefährden nicht nur die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Die Allgemeinheit zahlt die Kosten der sehr viel teureren Trinkwasseraufbereitung nach der Einleitungsstelle.
„Der BUND kämpft schon seit etlichen Jahren gegen die Verseuchung des Neckars durch Solvay. Erst durch den öffentlichen Druck hat sich das Regierungspräsidium dazu gezwungen gesehen,weitere Untersuchungen vorzunehmen“,ergänzt Karin Haug,Vorständin des BUND Heilbronn-Franken. „Vom Vorsorgeprinzip hat sich das Regierungspräsidium schon lange verabschiedet. Der BUND fordert einen sofortigen Stopp der Einleitung von TFA in den Neckar.“ Der Umweltverband verweist darüber hinaus auch auf die geltenden Wassergesetze,mit denen die starke TFA-Belastung von Quellen und Oberflächengewässern in direkter Umgebung der Solvay nicht vereinbar sind.
Hintergrund
TFA/ PFAS: Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) haben mittlerweile die gesamte Umwelt kontaminiert. Diese seit rund 70 Jahren industriell hergestellten,kaum abbaubaren Ewigkeitschemikalien kommen aufgrund ihrer zahlreichen praktischen Eigenschaften in zahllosen Produkten vor.
Das kleinste PFAS-Molekül ist Trifluoracetat (TFA). Als Abbauprodukt langkettigerer Fluorchemikalien aus Pestiziden,Kältemitteln (F-Gase),Medikamenten und anderen Stoffen ist es besonders stark verbreitet. TFA wurde im Regenwasser,Oberflächenwasser,Grundwasser und Urinproben nachgewiesen. Ende Mai 2025 hat auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) TFA offiziell als fortpflanzungsgefährdend sowie als sehr langlebig und mobil bewertet. Gemeinsam mit der Bundesstelle für Chemikalien und dem Umweltbundesamt (UBA) wurde ein entsprechendes Einstufungsdossier bei der Europäischen Chemikalienagentur eingereicht.
Rechtliche Handlungsmöglichkeiten: 2016 hat das Regierungspräsidium Stuttgart der Firma Solvay in Bad Wimpfen eine Einleitungserlaubnis bis zum Jahr 2044 erteilt. In einer weiteren Absprache wurde 2019 vereinbart,dass Solvay statt der ursprünglich 100 Kilogramm pro Tag noch 24 Kilogramm in den Neckar einleiten darf.
Rechtlich kann das Regierungspräsidium aufgrund neuer Tatbestände die Einleitungserlaubnis widerrufen. Diese Tatbestände sind nach Einschätzung des BUND mit der neuen Risikobewertung erfüllt.
Mehr Informationen:
Webseite zu PFAS des BUND Deutschland: https://www.bund.net/chemie/pfas/
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND),Landesverband Baden-Württemberg e.V.